Es ist März 2015. Langsam rolle ich mit der Dynamic, die ich vor gut zwei Jahren zusammen mit Roland und Klaus gekauft habe, zurück zur Halle. Kurz bevor ich die Abstellfläche vor der Halle erreiche, gebe ich noch einmal etwas Gas und drehe die Dynamic in Startrichtung, denn Roland und Klaus wollen auch noch fliegen. Ich lasse den Motor ohne Gas weiterdrehen, um die gleichmäßige Abkühlung des Motors zu unterstützen. Etwa fünf Minuten sieht das Betriebshandbuch dafür vor.

Es war mein erster Flug in diesem Jahr mit der Dynamic, ein Werkstattflug sozusagen, nach den Wartungsarbeiten in der Winterzeit. Ich war bis Michelbach geflogen, ein Route, die mir gut bekannt ist. Dort hatte ich das Flugfeld im größeren Abstand umflogen und dann wieder Kurs nach Riedelbach genommen. Die Erde sah von oben noch überwiegend bräunlich aus, nur wenige Flächen zeigten eine grünliche Einfärbung, Ankündigung des Frühlings und der Flugsaison. Bald schon ist der Saisonstart vorgesehen. Und dann ist auch die Zeit bis zum Sommerfluglager, das ich vor fast 15 Jahren erstmals angeregt und seitdem jedes Jahr in den ersten beiden Wochen der Sommerschulferien organisiert habe, nicht mehr weit. Mir fällt ein, welche Routine ich inzwischen in der Vorbereitung und Durchführung habe. Nur einmal hat mich das Fluglager an den Rand meiner Kräfte gebracht. Das war in dem Jahr, in dem ich die Steine für den Anbau geschleppt und vermauert habe. Gott sei Dank hat sich dann auch Manfred dieser Arbeit angenommen. Das ist vorbei und überstanden. Ich merke nichts mehr von den Schmerzen im Rücken, die mir damals zu schaffen machten.

Der Motor dreht weiter im Leerlauf. Auch für dieses Jahr habe ich wieder das Fluglager angekündigt. Aus der Jugendgruppe, die in den letzten Jahren immer größer geworden ist, und von den etwas älteren Mitgliedern, die in den Vorjahren Mitglied geworden sind
und das Fliegen erlernen wollen, werden viele teilnehmen. Aber auch Mitglieder, die schon lange ihre Flugfluglizenz haben, wollen kommen. Die Möglichkeit, gute Wetterlagen an Wochentagen nutzen zu können, an denen außerhalb des Sommerfliegerlagers normalerweise kein Flugbetrieb organisiert wird, lockt sie. Es könnten wieder um die 25 Personen werden. Zwei Wochen jeden Tag fliegen zu können, das bringt Fortschritte für die Flugschüler. Ich habe mit allen Fluglehrern gesprochen, und mehrere haben mir ihre Zusage gegeben. Auch Mitglieder, die die Flugleiterfunktion in dieser Zeit übernehmen wollen, haben sich gemeldet. Schließlich habe ich mich auch um den Windendienst gekümmert und eine ausreichende Besetzung der Winde gesichert. Na ja, 3 oder 4 Starts an einem Tag für die Flugschüler, da muss schon alles klappen.

Die zwei Wochen waren immer eine schöne Zeit für mich, fällt mir ein. Ich fühle mich wohl inmitten der Teilnehmer, obgleich es für mich kaum Ruhe gibt in diesen beiden Wochen. Mit Anneliese zusammen, die den Küchenbedarf besser noch als ich im Blick hat - nach fast 40 Ehejahren mit mir, ja auch kein Wunder-, fahre ich vor Beginn des Fluglagers zum Großmarkt und kaufe ein. Wurst, Käse, Marmelade, Eier, Joghurt, Eis, Äpfel, Apfelsinen, mehrere Sorten jeweils. Getränke fallen mir ein. Wie oft habe ich gepredigt, wie wichtig ausreichende Flüssigkeitsaufnahme ist, vor allem bei großer Hitze, die nicht selten ist in dieser Zeit. Aber in ihrer Flugbegeisterung vergessen das einige immer wieder.

Noch zwei Minuten, dann sind die fünf Minuten Nachlaufzeit des Motors herum. Allmählich beginne ich zu frösteln. Es ist noch kalt in dieser Zeit, und die Sonne, die zwar zu sehen ist, wärmt auch noch nicht richtig. Die Flugzeuge für das Fluglager sind vorbereitet. Die Ask-13 für die Flugschüler, die anfangen, die ASK-18 für die, die alleine, aber unter Beobachtung durch den Fluglehrer fliegen, der Astir, um den Wechsel zu Kunststoffflugzeuge einzuleiten, die LS-4 schließlich für die, deren fliegerische Fähigkeiten ausreichend weit entwickelt sind. Alle Flugzeuge sind in der Winterzeit gewartet worden und sind startklar. Ach ja, wir wollen ja die ASK-13 gegen eine ASK-21 tauschen, also Schulungsbeginn sofort mit der Kunststoffklasse. Hoffentlich wird das was.

Für die Übernachtung am Flugplatz sind in den letzten Jahren in den Gebäuden Räume geschaffen worden, die Toiletten sind verbessert worden, Duschen stehen zur Verfügung. Es ist jetzt richtig komfortabel geworden für das Fluglager. Vielleicht kann ich darauf verzichten, mit der Schule in Riedelbach die Benutzung der Schulduschen durch uns zu vereinbaren. Mir fällt ein, daß es den Jugendlichen immer gefallen hat in den Zeltburgen, die sie gebildet haben. Wahrscheinlich werden viele Jugendliche diese Art der Übernachtung am Flugplatz auch in diesem Jahr bevorzugen. Genügend Platz dafür gab es immer noch am Rande des Flugfeldes. Und nach den abendlichen Geselligkeiten, die sich eigentlich immer ohne mein Zutun ergeben - die jungen Leute haben immer Ideen-, ist es nicht verkehrt, einen kurzen Weg bis zum Schlafplatz zu haben. Die Paella, die ich traditionell am letzten Abend zusammen mit Anneliese für alle mache, wird es auch in diesem Jahr geben.

In einer Minute kann ich den Motor endlich abstellen und aussteigen. Das gemeinsame Frühstück mit den Teilnehmern an Ulrichs festen Tischen unter dem Vordach am Gebäude neben der Halle taucht in meiner Erinnerung auf. Ein windgeschützter Platz mit einem direkten Durchgang zur Küche, aus der der heiße Kaffee gebracht wird, der morgens so wunderbar ist. Der für jeden Tag des Fluglagers bestimmte Küchendienst, der vor den anderen Teilnehmern aufsteht, hat dann schon gearbeitet. Wenn dann die frischen Brötchen kommen, die ich bestellt habe, ist das der beste Start in den Tag, den ich mir vorstellen kann. Ich freue mich auf das nächste Fluglager. Aber jetzt wird mir richtig kalt.

Mir fällt ein, das die Lukullusküche, diese seltsame Erfindung, auf die Werner gekommen ist, für heute Kirschkuchen und Kaffee angekündigt hat. Heißen Kaffee, vielleicht auch etwas von dem Kuchen, der so gut schmeckt, mit dem aber mein Arzt nicht einverstanden ist, das kann ich jetzt gebrauchen. Ich stelle den Motor ab, steige aus und schließe die Haube. Wahrscheinlich sind Roland und Klaus noch nicht hier, weil sie bereits bei Kaffee und Kuchen sitzen. Ich muss mich beeilen.

 Sommerfluglager 2015

Nachbemerkung des Vereins:
Anfang April 2015 wurde eine ASK-21 erworben und die ASK-13 verkauft.