Ein Jubiläum ist immer auch ein Anlass Rückschau zu halten, sich zu erinnern, was man erreichen wollte, und zu betrachten, was man erreicht hat. Es ist aber auch ein Anlass sich zu fragen, ob der eingeschlagene Weg, auf dem man sich befindet, richtig ist oder neu bestimmt werden sollte. Was in dieser Hinsicht für den einzelnen gilt, trifft auch für einen Verein zu. Und dies um so mehr, wenn es sich um das 50 jährige Jubiläum dieses Vereins handelt.

Als sich die neun Gründer des SFC Riedelbach am 18. Oktober 1965 im Café Lohnstein in Riedelbach – dem heutigen Hotel Sonnenberg – mit ihrem Versammlungsleiter zur Gründungsversammlung trafen, da bewegte sie vor allem ein Wunsch: sie wollten fliegen. Die Freude am Fliegen motivierte ihr Handeln. Diesen Wunsch hatten zu dieser Zeit im Rhein-Main-Gebiet jedoch viele Fluggruppen, die sich miteinander Flugplätze teilten, die für sie alle nicht ausreichend waren. Ein eigener Flugplatz, das war die deshalb die Idee der Gründergruppe.

In den Jahren vor der Gründung hatte die Gruppe, deren Mitglieder fast alle aus dem Hochtaunus kamen, schon häufig Geländeerkundungen in ihrer Umgebung vorgenommen. Der Zufall einer persönlichen Bekanntschaft eines Mitglieds der Gruppe mit der Familie des damaligen Bürgermeisters von Riedelbach, Heinz Guckes, und die Gunst der in dieser Zeit im Raum Riedelbach angekündigten Flurbereinigung hatte die Gruppe schließlich bei ihrer Suche nach Riedelbach gelenkt, wo sie beim Bürgermeister und in der Gemeindevertretung für ihr Anliegen ein offenes Ohr fand. Mit dem von den Gemeindevertretern dann gefaßten Entschluß, einen Pachtvertrag für ein Segelfluggelände mit dem Sportfliegerclub Riedelbach / Taunus e.V. abzuschließen, kam die Gruppe einen entscheidenden Schritt weiter. Doch für das Genehmigungsverfahren für den Flugplatz beim Regierungspräsidenten Wiesbaden waren noch viele Hürden zu nehmen. Nach vielen Einwürfen und Gefährdungen des Vorhabens stimmten schließlich alle, die gehört werden wollten, der Einrichtung des Flugplatzes zu. Im Juni 1966 erfolgte die Platzeinweihung durch den damaligen hessischen Verkehrsminister Rudi Arndt.

In der Zeit nach der Gründung war die Gruppe, die inzwischen durch weitere Flugbegeisterte verstärkt worden war, auch an den erforderlichen nächsten Schritt zur Verwirklichung ihres Traumes gegangen: der Beschaffung eines Flugzeuges. Einen großzügigen Mäzen, der beim der Bewältigung dieses Schrittes hätte helfen können, gab es nicht. Also blieb nur der Weg, der dann für den Verein zum grundsätzlich befolgten Prinzip in allen folgenden Jahren wurde: die Verteilung der Finanzierung auf viele Vereinsschultern. Mit 10.000 DM konnte dann ein gebrauchter Doppelsitzer, eine Ka 7, erworben werden.

Den Doppelsitzer hatte man einer Ka 8, die auch verfügbar gewesen wäre, vorgezogen, weil damit statt einer immer gleich zwei Personen in die Luft kommen konnten. Diese Entscheidung erwies sich sehr bald noch aus einem anderen Grund als sinnvoll. Zur Gruppe kamen nämlich Interessierte hinzu, die das Fliegen erlernen wollten. Über das dafür erforderliche Flugzeug verfügte die Gruppe zwar mit der Ka 7, hatte jedoch noch keinen

Fluglehrer. Schließlich meldete sich einer der Gründer, Kurt Jungels, auf der Wasserkuppe an, um sich dort zum Fluglehrer ausbilden zu lasse. Nach seiner Rückkehr sprachen sich die neuen Ausbildungs- und Flugmöglichkeiten bald herum, und die Zahl der Mitglieder stieg rasch an. Damit begann die Ausbildung im SFC Riedelbach, die in den Folgejahren zu einem festen Bestandteil und Hauptbereich der Tätigkeit der Riedelbacher Segelflieger wurde.

Verstärkung erhielten die Riedelbacher Segelflieger auch bald durch eine Fliegergruppe aus Königstein ohne festen Flugplatz, die von dem damals bereits sehr erfolgreichen Flieger Leo Allkämper angeführt wurde, sowie durch den Rüsselsheimer Verein für Luftfahrt, für den es auf den Rüsselsheimer Forstwiesen zu eng geworden war. Die Rüsselsheimer besaßen ebenfalls eine Ka-7, dazu einen Spatz und eine Ka-6E. Die Ka-6E, ein Hochleistungseinsitzer, war natürlich auch bei den Riedelbacher Fliegern sehr begehrt. Zum Ausgleich dieses Vorsprungs der Rüsselsheimer erwarben die Riedelbacher schließlich einen mit den Flugleistungen der Ka-6E vergleichbaren Cirrus. Das war nicht nur eine Maßnahme zur Friedenssicherung, sondern wurde auch die Ausgangsbasis für die Entwicklung des zweiten Hauptbereichs der Tätigkeit des SFC Riedelbach: des Strecken- oder Leistungsflugs.

Standortbestimmung 1Beide Bereiche, die Ausbildung und der Streckenflug, sind seitdem durch den Verein gleichermaßen gefördert worden. Bereits im Jahr der Flugplatzeinweihung verzeichnete der Verein die ersten Flugschüler, darunter Stefan Kostal und Max Friedel, beide spätere Vorsitzende des Vereins. Durch Günter Zech, der mit den Rüsselsheimern nach Riedelbach kam und dann sehr bald seine Zulassung als Fluglehrer erwarb, wurden die Ausbildungsmöglichkeiten des Vereins wesentlich verstärkt. Es dauerte jedoch noch Jahre, bis aus den Flugschülern des Vereins auch Fluglehrer hervorgingen. Zehn Jahre nach der Gründung hatte sich die Zahl der Fluglehrer bereits auf fünf erhöht. Obwohl dann die ersten Fluglehrer aus Alters- oder sonstigen Gründen wieder ausschieden, stieg die Zahl der Fluglehrer in Übereinstimmung mit der wachsenden Zahl der Flugschüler weiter an. Gegenwärtig erbringt der Verein mit bis zu 9 Fluglehrern und zeitweilig mehr als 20 Flugschülern einen Ausbildungsbeitrag für den fliegerischen Nachwuchs auf hohem Niveau. 700 – 800 jährliche Starts der für die Schulung bisher eingesetzten ASK 13 dokumentieren diese Leistung zusätzlich.

In seinem anderen Tätigkeitsfeld, dem Strecken- oder Leistungsflug, ist der Verein nicht weniger aktiv. Bereits in den Anfangsjahren des Vereins gelingen Mitgliedern Zielflüge nach Reims und zur Saarschleife. Die Bedingungen zur Silber-C und zur Gold-C sowie für sogenannte Diamanten, die Auszeichnungen für besondere Flugleistungen sind, werden fast Jahr für Jahr von Mitgliedern des Vereins erfüllt. Sehr bald werden auch Strecken über 600 km, so z. B. bis in das Gebiet der Loire, geflogen.

Die für die Ausbildung anfangs eingesetzte Ka-7 ist inzwischen längs durch eine ASK-13 und diese in 2015 durch eine ASK 21 ersetzt worden. Auch die in früheren Jahren für die ersten Alleinflüge der Flugschüler genutzte Ka-8 ist durch die bessere ASK-18 ersetzt worden. Für den Streckenflug setzt der Verein einen Flugzeugbestand ein, dessen Leistungsniveau durch Flugzeugverkauf und Anschaffung verbesserter Flugzeuge immer wieder auf Wettbewerbsniveau gebracht wird. Statt Cirrus und Ka-6 E stehen für den Leistungsflug nun LS-4, LS-8 und Ventus-2b zur Verfügung. Und für den doppelsitzigen Streckenflug hat der Verein neben der ASK-21 eine DG-1000. Damit wird auch die Einweisung in den Alpenflug, der ganz spezielle Anforderungen stellt, wesentlich erleichtert.

Zusätzlich gestärkt wird die Wettbewerbsfähigkeit des Vereins durch Segelflugzeuge, die von den Mitgliedern privat finanziert und unterhalten werden. In dieser Weise wird nicht nur das Budget des Vereins entlastet, es werden auch die Flugmöglichkeiten der Mitglieder auf den Vereinsflugzeugen verbessert.

Mit 7 vereinseigenen Segelflugzeugen, verstärkt durch 8 private Leistungsflugzeuge, erfliegt der Verein gegenwärtig Leistungen, die sowohl im Vergleich mit den anderen hessischen Flugvereinen als auch mit allen deutschen Vereinen zu Spitzenplätzen in den Einzelwettbewerben und in der Mannschaftswertung führen.

Neben den Flugschülern und den Leistungsfliegern gibt es im Verein nicht wenige Flugscheininhabern, die ganz ohne ambitionierte Leistungsziele Freunde und Entspannung darin finden, in der näheren Umgebung des Flugfeldes zu fliegen. Gleichzeitig ist dieser Bereich das Trainingsfeld für den Einstieg in den Streckenflug.

Standortbestimmung 2Zwei weitere Bereiche der fliegerischen Betätigung der Riedelbacher Segelflieger bleiben noch zu erwähnen, nämlich der Kunstflug und die Motorsegler-Ausbildung. Der Kunstflug, der besonders hohe Anforderungen an das fliegerische Können stellt, wird nur von wenigen Mitgliedern betrieben, aber durch den Verein uneingeschränkt unterstützt. Der Motorsegler, der primär für den Start und den Rücktransport von Segelflugzeugen eingesetzt wird, steht auch für Flüge und für die Motorsegler-Ausbildung zur Verfügung.

Als Resümee der Rückschau kann festgestellt werden, dass sich der Verein in den zurückliegenden 50 Jahren in guter Weise entwickelt hat. Weit über die aktive Zeit der Gründer hinaus ist ein Flugverein entstanden, der auch den heutigen Mitgliedern vielfältige Möglichkeiten bietet, ihre Begeisterung für das Fliegen in selbst bestimmter Weise zu verwirklichen. Der hohe Einsatz der Gründergeneration und der nachfolgenden, nicht weniger aktiven Mitgliedergenerationen hat nicht nur das bis heute andauernde starke Engagement des Vereins in der Ausbildung ermöglicht, sondern auch den Geist und viele Voraussetzungen für den Streckenflug hinterlassen.

Zu erwähnen bleibt schließlich auch die offene Atmosphäre, die im Verein vorherrscht. Diese und die gegenseitige Unterstützung der Mitglieder befördern Freude und Zusammenhalt im Verein. Oft kommen Mitglieder am Wochenende zum Verein, nicht um zu fliegen, sondern alleine um einige erholsame Stunden mit anderen Mitgliedern am Flugplatz zu verbringen.

Für eine weitere positive Zukunft des Vereins auf dem eingeschlagenen Weg sind Hindernisse nicht erkennbar. Dem Verein sei es daher empfohlen, den eingeschlagenen Weg nicht zu verlassen, sondern auf diesem Weg weiter voran zuschreiten.

Allen ihren Freunden und Förderern danken die Riedelbacher Segelflieger für ihre Unterstützung und Treue in 50 Jahren Segelflug in Riedelbach. Insbesondere gilt der Dank den Einwohnern von Riedelbach für die vor fünf Jahrzehnten begründete und immer noch andauernde freundschaftliche Verbindung mit den Riedelbacher Segelfliegern.

Der Vorstand