50 Jahre nach der Gründung des SFC Riedelbach / Ts. e.V. finden diejenigen, die dieser Vereinigung von Segelfliegern beitreten möchten, ein gut gestaltetes und  ausgerüstetes Flugfeld mit einer Schleppstrecke von fast 1000 m, eine Flugzeughalle für bis zu fünf (?) aufgerüstete Flugzeuge, eine zusätzliche Unterstellhalle für Flugzeug in Hängern, Räume für die Winde und andere Fahrzeuge, gut ausgerüstete Werkstätten und einen großen Clubraum mit angegliederter Küche sowie Übernachtungsmöglichkeiten und Waschräume vor. Die Anlage ist mit Strom- und Telefonanschluss ausgestattet und wird aus einer Zisterne mit Wasser versorgt. Im Flugzeugbestand des Vereins befinden sich eine vor allem für die Schulung eingesetzte ASK-21, sowie eine ASK-18, ein Astir, eine LS-4, eine LS-8, ein Ventus-2b, eine DG-1000 und ein Motorsegler, der auch für den Flugzeugschlepp genutzt wird. Das Flugfeld ist gut eingebunden in die umgebende Landschaft und durch seine ruhige Lage oberhalb von Riedelbach und der nächsten Durchgangsstraße nicht nur für Segelflieger ein gerne angeflogener Platz, sondern auch für Ausflügler ein häufig besuchtes Ziel, vor allem an Wochenenden. Bis zu 9 Fluglehrer stehen gegenwärtig für den fliegerischen Nachwuchs zur Verfügung und bilden sowohl im Segelflug als auch für den Motorsegler aus. Mit z. Zt. ca. 65 aktiven Mitgliedern, davon etwa 20 unter 25 Jahren (Jugendgruppe), engagiert sich der Verein sowohl in der Ausbildung als auch im Leistungsflug. Insgesamt gehören dem Verein gegenwärtig ca. 120 Mitglieder an, wovon 55 fördernde Mitglieder oder Ehrenmitglieder sind.

Bis dieser Ausbaustand der Anlagen und der Ausrüstung sowie der heutige Leistungsstand des Vereins erreicht wurden, sind jedoch nicht nur fünf Jahrzehnte vergangen. Der Weg hierhin war auch häufig holprig und vor allem mühselig. „Über Jahre“, erinnert sich Max Friedel, langjähriger Fluglehrer und 1. Vorsitzender des Vereins, „waren wir vor allem ein Bauverein und erst daneben ein Flugverein“. „Heute“, fährt er fort, „kann ich über viele Episoden aus dieser Zeit schmunzeln. Aber in den ersten Jahren nach der Gründung waren die Kräfte vieler Mitglieder häufig bis zur Grenze belastet.“

Aufbau 2Die Winde fällt ihm ein, und er lacht. Der damalige 1. Vorsitzende des Vereins, Ernst Pleschke, fragte ihn kurz nach der Vereinsgründung, ob er beim Bau einer Schleppwinde mithelfen könne. Max Friedel sagte zu und arbeitete danach über Wochen nach Feierabend an einem unter einer Eisenbahnunterführung in der Nähe des Frankfurter Großmarkts abgestellten gebrauchten LKW der Post, um diesen für den Einbau einer Schleppwinde herzurichten. Für die Winde selbst wurden die Schrottplätze der Umgebung abgeklappert bis ein leistungsstarker amerikanischer Motor mit Automatikgetriebe gefunden war, der dann mit einer noch guten LKW-Hinterradachse verbunden wurde. Die Seiltrommeln sowie alle Teile der Seilführung und der Bedienung und ein starker Grundrahmen wurden dann in den Werkstätten von Mitgliedern und Freunden im näheren und weiteren Umfeld von Riedelbach in Eigenarbeit gefertigt. Gebäude fehlten zu dieser Zeit noch am Flugplatz. Nach der Abnahme und den erfolgreich vorgenommenen Probestarts wurde dann die Winde durch das Luftfahrtbundesamt zugelassen. „Sie diente dem Verein über viele Jahre,“ ergänzt Max Friedel, “ bis jemand ohne vorgelegte Bremsklötze schleppte. Aber das ist eine andere Geschichte.“

In ähnlicher Weise, erzählt Max Friedel, verliefen die Arbeiten für die Flugzeughalle. Das Stahlskelett der Halle wurde im Oktober 1969 - ca. 4 Jahre nach der Vereinsgründung – geliefert und montiert. Der Bau der Halle war durch eine Beihilfe des hessischen Verkehrsministers, die den erheblichen Eigenanteil des Vereins ergänzte, möglich geworden. Die Herstellung weiterer Teile der Stahlkonstruktion und der Rolltore, die aus Kostengründen aus der vereinbarten Lieferung herausgenommen worden waren, wurde bei Otto Weitzel in Usingen durch Mitglieder ausgeführt. Den Zement für die Bodenplatte und für die Ausmauerung der Halle gab es als Geschenk vom Eigentümer der Dyckerhoff - Werke in Wiesbaden, der mit seinem Jagdhaus Nachbar des SFC in Riedelbach ist. Die Hohlblocksteine für die Ausmauerung waren eine Spende von Ignatz Bernauer aus Mendig, der diese Steine herstellte, und die Holzbelegung der Rolltore spendierte Albert Hohl aus Walsdorf. Für den erforderlichen Baustrom wurde ein Notstromaggregat von Siegfried Maurer, der den Aussiedlerhof in der Nähe des Flugfeldes betreibt, ausgeliehen, denn einen Stromanschluss gab es zu dieser Zeit noch nicht. Der Aushub der Fundamente und der Bodenplatte, die Beton- und Maurerarbeiten sowie alle weiteren Montage- und Installationsarbeiten waren wieder Eigenleistungen der Mitglieder. 1969 konnte die Halle eingeweiht werden. Bis dahin waren alle Flugzeuge, die Winde und das Rückholfahrzeug in mehreren Scheunen in der Umgebung untergestellt worden und wurden an jedem Wochenende eingesammelt und zum Flugplatz transportiert.

Nicht grundsätzlich anders, fährt Max Friedel fort, verlief auch die Entstehungsgeschichte des Flugfeldes. Das Flugfeld, das in seiner ursprünglichen Größe aus der Zusammenlegung von 52 Einzelparzellen - Wiesen- und Ackerflächen - entstanden war, ermöglichte anfangs nur eine Schleppstrecke von knapp 700 m, die sich zudem über den Durchgangsweg zum Sportplatz erstreckte. Die Winde stand, da das Gelände in westlicher Richtung hinter dem Durchgangsweg abfällt, auf einer Anschüttung, um dem Windenfahrer den Überblick bis zur Startstelle vor dem Wasserbehälter am südlichen Rand des Flugfeldes zu geben. Diese Schleppstrecke war nicht nur unzureichend kurz, sondern erforderte auch bei Flugbetrieb die Sperrung des Durchgangsweges. Etwa zwei Jahre wurde unter diesen Bedingungen geflogen. Dann konnte durch einen Geländetausch eine östliche Vergrößerung des Flugfeldes und eine Verlängerung der Schleppstrecke auf die heutige Länge von ca. 1000 m erreicht werden. Die Herrichtung dieses Geländes für den Flugbetrieb war wieder eine Eigenleistung der Mitglieder. 1985 gelang es dann mit Hilfe einer amerikanischen Pioniereinheit, die mit schweren Erdbewegungsmaschinen kam, das Flugfeld durch Planierungen und Anschüttungen in mehrwöchiger Arbeit in seine heutige Gestalt zu bringen. Mit der anschließenden Neuanpflanzung von über 3000 Büschen und Bäumen wurden die Randbereiche und Böschungen des Flugfeldes an die umgebende Heidelandschaft angepaßt.

Aufbau 1Nach einer mehrjährigen Pause bei den größeren Erd- und Bauarbeiten ging es dann 2008 an den Bau einer Unterstellhalle für Flugzeuge in Hängern. Damit konnten endlich die Probleme berücksichtigt werden, die sich für die Flugzeuge und Transportwagen der Vereinsmitglieder aus der ungeschützten Abstellung der Flugzeuge auf einer Freifläche ergaben. Durch Kondenswasserbildung im Innern der Transportwagen sowie witterungsbedingten Beeinträchtigungen der Transportwagen entstanden vor allem in der Winterzeit Schäden. Nach den Geländevorbereitungen des Bauplatzes und der Ausführung der Erdarbeiten für das Fundament der neuen Halle durch die Mitglieder wurde für die Bodenplatte zwar Fertigbeton verwendet, die Maurer, die Installations- und Dacharbeiten, der Einbau der Fenster, die Wärmeisolierung des Gebäudes und der Außenputz lagen aber wieder in den Händen der Mitglieder. Dabei wurde das Dach über dem Werkstattbereich, das für den Anbau gehoben werden mußte, gleichzeitig erneuert.

Nach diesem Prinzip der vorwiegenden Eigenleistung wurde auch bei der Beschaffung und der Flugzeuge, der Fahrzeuge und der sonstigen Ausrüstung verfahren. Zwar nahm der Verein auch die möglichen Zuschüsse in Anspruch, aber die erforderlichen ergänzenden finanziellen Mittel wurden in jedem Fall durch die Mitglieder vorfinanziert und schließlich getragen. Dabei achtete der Verein darauf, Vorfinanzierungen auf viele Schultern des Vereins zu verteilen. Jeder Schritt der Entwicklung ist mit Geschichten verbunden, sagt Max Friedel und ergänzt: „Sie würden ein ganzes Buch füllen“.

Zwar gehören die schweren Arbeiten am Gelände und an den Gebäuden inzwischen zur Geschichte des Vereins, aber ohne den ständigen Arbeitseinsatz der Mitglieder geht es auch heute nicht. Die erforderlichen Wartungs- und Pflegearbeiten sowie die notwendigen Erneuerungs- und Ergänzungsarbeiten an den Anlagen und der Ausrüstung werden unverändert von den Mitgliedern erbracht, soweit dies zulässig und mit den vorhandenen Einrichtungen möglich ist. Durch den Werkstattleiter und einen gewählten Beirat werden diese Arbeiten organisiert und fachlich angeleitet. Für die beteiligten Mitglieder ergeben sich daraus vielfältige Kenntnisse und Erfahrungen. Dass die Sicherheitserfordernisse im Flugbetrieb und bei den Arbeiten an den Flugzeugen und der Ausrüstung ein Höchstmaß an Sorgfalt, Genauigkeit und Verantwortungsbewusstsein erfordern, bedarf keiner besonderen Erläuterung.

Fliegen ist ein Sport, der Gemeinschaft erfordert. Diese Gemeinschaft wird seit jeher von den Mitgliedern des SFC Riedelbach geschätzt und gepflegt. „Aber“, sagt Max Friedel, und sein Blick scheint vergangene Zeiten zu umfassen „das Vereinsleben war in der Zeit, in der an den großen Vorhaben gearbeitet wurde, trotz der Belastungen intensiver.“ Der Zuhörer vernimmt die Botschaft und verspricht ihre Weitergabe.