Wie alles anfing

Wie alles anfing

sfc 1Wir schrieben das Jahr 1963 ...

Für uns Segelflieger war das Treiben auf dem Flugplatz Anspach unbefriedigend, da er vornehmlich auf den Motorflug fokussiert war. Segelfliegerei wurde zwar geduldet, aber nicht gefördert.

Aus diesem Grund reifte in uns Segelfliegern die Erkenntnis heran, dass wir auf jeden Fall einen eigenen Flugplatz eröffnen sollten, auf welchem nur die Segelflieger den Ton angeben werden. Ein Verein ohne ein eigenes Fluggelände war vollkommen indiskutabel, weil im Rhein-Main-Gebiet etliche Flugsportclubs ohne Platz herumvagabundierten.

Ein eigener Flugplatz

Ein eigener Flugplatz

Eines Tages führte uns Carol Stehling - später Gründungsmitglied in Riedelbach - zu einer Ödlandfläche oberhalb von Pfaffenwiesbach, welche mit relativ geringem Aufwand für unser Vorhaben hätte hergerichtet werden könnte. Dass wir hier nicht sesshaft wurden, lag daran, dass uns der Deutsche Aeroclub davon abriet, dem Platz in Anspach so dicht auf den Pelz zu rücken. Wir gingen weiter auf die Suche im Hintertaunus. Unsere Sondierungen erstreckten auf einige interessante Gemarkungen, wie Naunstadt, Niederlauken, Seelenberg, Oberems und Kröftel.

Die Zeit lief weiter und jetzt sollte uns ein ganz großer Zufall zur Hilfe kommen. Die Mutter von Rolf Straßer lernte die Frau des amtierenden Riedelbacher Bürgermeisters Heinz Guckes kennen. Die Familien freundeten sich an und mit der Zeit ergab sich die Gelegenheit auf der Riedelbacher Gemeinde Vertretersitzung das Flugplatzprojekt vorzustellen.

Die Gemeinde-Vertretersitzung war für uns ein voller Erfolg. Wir haben natürlich die Vorteile für die Gemeinde hervorhoben. Als wir dann noch anführten, dass der künftige Halter des geplanten Platzes ein in Riedelbach ortsansässiger Verein sein wird, welcher auch den Namen SPORTFLIEGERCLUB RIEDELBACH führen wird, erhielt wir von allen Seiten Beifall.

Die Stimmung war gut für uns und so nutzte Heinz Guckes die Gunst der Stunde zu einem Entschließungsantrag.

Das Votum fiel einstimmig aus und es wurde folgender Beschluss gefasst:

Die Gemeinde Riedelbach wird auf der RIEDELBACHER HEIDE eine ausreichende Fläche für einen Flugplatz zur Verfügung stellen. Die dazu erforderlichen Grundstücke sollen im Rahmen der laufenden Flurbereinigung derart umgelegt werden, dass die gesamte Fläche in Gemeindebesitz übergeht. Der Pachtvertrag wird exklusiv mit dem in Gründung befindlichen Sportfliegerclub abgeschlossen. Eine angemessene Pacht soll mit diesem festgelegt werden.

Zum harten Kern der Platz- und Clubbegründer zählten: Rolf Straßer, Willi Meister, Peter Schwenk, Carol Stehling, Günter Ehrhardt, Kurt Jungels, Erich Sturm, Alexander von Radowitz und Ernst Pleschke.

Die Werbetrommel wurde noch einmal gerührt und dann fand am 18. Oktober 1965 im Cafe Lohnstein in Riedelbach die Gründungsversammlung statt.

Der neue Verein erhielt den Namen:

SPORTFLIEGERCLUB RIEDELBACH / TAUNUS

In den Vorstand wurden gewählt:

1. Vorsitzender: Ernst Pleschke
2. Vorsitzender; Kurt Jungels
Schriftfuehrer; Peter Schwenk
Kassierer: Willi Meister

Was kam danach?

Was kam danach?

sfc 2Zwischenzeitlich wurden wir unter Nr. 92 in das Vereinsregister beim Amtsgericht in Usingen eingetragen und im Januar 1966 als Mitgliedsverein in den DEUTSCHEN AEROCLUB aufgenommen wo wir uns intensiv an der Verbandsarbeit beteiligten.

Am 24. April 1966 erfolgte dann der allererste Start eines Segelflugzeugs, gesteuert von Willi Gilges, vom Segelfluggelände Riedelbach.

Es nahte sehr schnell das Frühjahr 1966 und das Regierungspräsidium beauftragte Willi Gilges mit der Flugerprobung in Riedelbach.

Alex v. Radowitz, der zugleich Mitglied im Aeroclub Wiesbaden war, brachte von dort die Neuigkeit mit, dass sie eine sehr gut erhaltene Ka-7 im Tausch gegen eine Ka-8 abstoßen wollen. Da wir nach der Besichtigung auf dieses Flugzeug scharf waren, nahmen wir sofort die Verbindung mit der Firma Schleicher in Poppenhausen/Rhön auf. Jedoch würden die offiziellen Lieferzeiten dieses Vorhaben in das kommende Jahr verschieben. Jetzt sollte sich unsere positive Einstellung zur Verbandsarbeit das erste Mal auszahlen.

Im Anschluss an eine Tagung beim Hessischen Luftfahrtbund saßen wir in einer Bierrunde mit Werner Schleicher beisammen. Als ich ihm meine Sorgen bezüglich der Beschaffung einer Ka-8 schilderte, sagte er spontan, dass ein ganz glücklicher Zufall ihm die Möglichkeit gibt, uns zu helfen.

Eine Fliegergruppe aus dem Rheinland musste nämlich aus wirtschaftlichen Gründen von der Abnahme einer zur Auslieferung anstehenden Ka-8 zurücktreten. Wir sollten in diesen Kaufvertrag einsteigen, dann stünde uns ganz kurzfristig dieses Flugzeug zur Verfügung.

Diese tolle Gelegenheit wollten wir uns auf keinen Fall entgehen lassen und daher glühten jetzt die Telefonleitungen. Peter Schwenk setzte allen Gründungs-Mitgliedern die Pistole auf die Brust und bald hatte er das nötige Geld - ca DM 10.000 - beisammen.

Der Aeroclub Wiesbaden bekam seine nagelneue Ka-8 und wir wurden zu Ostern 1966 stolze Besitzer eines gut erhaltenen Doppelsitzers. Da wir ja noch keine Werkstatt hatten, durften wir sogar die nächste Überholung mit den Wiesbadenern zusammen in ihrer Werkstatt durchführen.

Wir holten unseren Vogel ab, um diesen unserem Bürgermeister Guckes zu präsentieren. In Riedelbach ging das herum wie ein Lauffeuer. Doch fliegen durften wir wegen der noch ausstehenden Genehmigung durch das Regierungspräsidium in Wiesbaden auf unserem Flugplatz noch nicht. Die Ka-7 wurde kurzerhand in Breitscheid stationiert, wo wir erfahrenen Piloten den Flugbetrieb vorübergehend aufnahmen. Dort wurden wir von Schleppflugzeugen hochgezogen und wir flogen mit unserer neuen Ka-7 meist zu zweit. Es entwickelte sich ein reger Ausflugsverkehr nach Breitscheid im Westerwald.

Unser Vergnügen im Westerwald sollte nicht mehr sehr lange andauern. Die Platzgenehmigung hatten wir bereits in den Händen und am 18. Juni 1966 gab der damalige Verkehrsminister Rudi Arndt unser Segelfluggelände Riedelbach in einer schlichten Feierstunde frei.

Flugbeginn und -betrieb

Flugbeginn

sfc 3In der Zwischenzeit hatte sich die SEGELFLUGGRUPPE ARTUR MARTENS, Oberursel zu uns gesellt. Das hatte den Vorteil, dass dadurch noch zwei weitere Flugzeuge - eine Ka-8 und eine Ka-7 - an den Platz kamen. Wir bildeten eine Fluggemeinschaft, in der alle drei Flugzeuge von allen geflogen werden durften. Außerdem brachten die Oberurseler auch eine Winde mit, bei welcher jedoch der Motor nicht einwandfrei funktionierte. Das sollte bei der Platzeinweihung der Hessische Wirtschaftsminister Rudi Arndt bei einem Gaststart gleich erfahren.

Rolf Straßer, der den Minister fliegen wollte, musste in niedriger Höhe den Start abbrechen, weil der Windenmotor nicht auf die entsprechende Leistung kam.

Im Gleitflug ging es dann talwärts - und in der Zeitung las man:

"Der Minister landete im Kartoffelacker!"

Flugbetrieb

sfc 4Nach der Freigabe des Flugplatzes wurde jetzt jedes Wochenende geflogen. Wie schon berichtet, hatten sich die Oberurseler zu uns gesellt, aber auch andere Fluggruppen aus unserer Region beobachteten das Treiben in Riedelbach. Teilweise wurden wir aber auch belächelt, weil wir bei Beginn nur 700m für die Schleppstrecke zur Verfügung hatten. Wenn man nicht gleich nach dem Ausklinken einen richtigen "Bart" erwischte, war die Platzrunde nur von kurzer Dauer. Eines schönen Tages erschien auch der bekannte Leistungssegelflieger Leo Allkämper. Zu einer Beteiligung mit seiner Königsteiner Gruppe am Flugplatz konnte er sich jedoch noch nicht durchringen, weil ihm das alles noch zu vage erschien.

Zwischenzeitlich kam der Rüsselsheimer Verein für Luftfahrt zu uns, da sie ein besseres Zuhause suchten. Es dauerte nicht lange, und die Rüsselsheimer kamen mit zwei Flugzeugen zum Probefliegen zu uns. Sie waren sehr an einer Zusammenarbeit mit uns interessiert und daher kamen sie am nächsten Wochenende schon mit drei Maschinen. Sie besaßen eine Ka-7, einen Spatz und eine Ka-6E stand kurz vor der Auslieferung. Das dritte Flugzeug, mit dem sie erschienen, war eine private Ka-6 CR.

Es entwickelte sich bald eine sehr freundschaftliche Zusammenarbeit und sie erklärten auch ganz frei heraus, dass sie bei uns bleiben wollten.

Kurt Jungels war in der Zwischenzeit auf der Wasserkuppe zu einem Fluglehrerlehrgang und so konnten wir einen eigenen Ausbildungsbetrieb anmelden. Es kamen eine ganze Reihe von Flugschülern, auch aus Riedelbach.

Infrastruktur

Unterbringung der Flugzeuge

sfc 5Da wir auf unserem Flugplatz noch keine Halle zur Verfügung hatten, mussten wir nach anderen Unterstellmöglichkeiten suchen. Einige Landwirte erlaubten uns daher, unsere Segelflugzeuge und die Schleppwinde in ihren Scheunen unterzustellen. Manche Scheunen waren auch zu kurz, darum blieben dann die Tore offen. Der Anhänger, welcher eine Plane hatte, ragte eben ein Stückchen heraus. Die Oberurseler Flugzeuge kamen auf ihren Anhängern in einer Omnibushalle der Post in Schmitten unter, was Kurt Jungels organisierte.

Erste Flugschüler aus Riedelbach

sfc 6Bruno Hahn fing als erster Riedelbacher Bürger mit der Schulung an, nachdem er zuvor eifrig dem Modellfliegen zugetan war. Danach meldeten sich Franz Schafferhans und Klaus Buhlmann. Eberhard Schneider, Karlheinz Pauli und August Guckes trugen sich als Förderer in unsere Mitgliederliste ein. Die anderen Riedelbacher Einwohner begleiteten unser Treiben mit großem Interesse.

Windenbau bei der Fa. Willi Meister in Ffm

sfc 7Nachdem die von den Oberurselern beigestellte Winde sich als nicht voll eisatzfähig erwiesen hatte, gingen wir zuerst gemeinsam auf die Suche nach einem geeigneten Motor. Doch der Umbau sollte in Oberursel längere Zeit in Anspruch nehmen.

In der Zwischenzeit klapperten Willi Meister und wir die Schrottplätze im Frankfurter Osthafengebiet ab, um einmal einen amerikanischen Motor mit Automatik-Getriebe aufzutreiben und zum anderen Profilmaterial für den Windenaufbau zu finden. Es durfte ja alles nicht viel kosten. Kurt Jungels besorgte bei der Bundespost ein ausgedientes Paketauto, das für den Einbau des Winden-Aggregats vorgesehen war.

Da für den Umbau etliche Karosseriearbeiten erforderlich wurden und wir und unter den bisherigen Mitgliedern keine geeignete Fachkraft hatten, erinnerte wir uns an einen Karosseriebaumeister bei der Firma Glöckler, der sich schon immer für den Segelflug interessierte, aber aus finanziellen Gründen nicht dazu kam. Zu diesem fuhren wir, um ihm einen Deal vorzuschlagen.

Er sollte die notwendigen Arbeiten am Postauto übernehmen - im Gegenzug sollten ihm die Aufnahme-Gebühren erlassen werden. Das klang für ihn sehr verlockend. Er müsste sich das alles erstmal überlegen, aber helfen wollte er uns auf alle Fälle.

Eines Tages erschien Max Friedel beim Willi Meister in seiner Werkstatt und fragte, wo denn das Gefährt steht. Er habe seinen blauen Kittel und Werkzeuge dabei und möchte jetzt einige Abende in der Woche daran arbeiten. Der alte Paketwagen passte natürlich nicht auf den Hof der Firma Meister und stand daher im Freien - unter einer Bahnunterführung bei der Frankfurter Großmarkthalle. Das sollte von jetzt ab sein Feierabendarbeitsplatz werden. Fliegen würde er von Herzen gerne, doch da ist seine Frau wohl dagegen.

Das Betreiben der Zulassung durch das Luftfahrtbundesamts war natürlich wieder mein Job, weil ich mit dieser Behörde bereits in Baden-Württemberg für den Sportfliegerclub Leonberg eine Winde gebaut hatte. Daher wurde unsere Winde nach dem gleichen Prinzip - der "Backnang-Winde - hergestellt.

Nach den ersten Probestarts im Beisein des amtlichen Sachverständigen Arthur Kemper erhielten wir die Zulassung durch das Luftfahrtbundesamts und waren alle froh, eine leistungsstarke und gut funktionierende Winde zu besitzen.

Max Friedel war jetzt auch immer dabei, es dauerte aber noch eine kurze Zeit, bis seine Frau Bernadette davon überzeugt war, dass der Familienfrieden am besten gewahrt ist, wenn sie mitziehen würde. Max und sein 6-jähriger Sohn Harald überzeugten sie dann auch davon. Heute ist die liebe Bernadette eine echte "Fliegerfrau und Fliegermutti" geworden, denn Harald hat sich vom kleinen Seilfahrer zum Leistungsflieger gemausert

Fusion Riedelbach - Rüsselsheim

Fusion Riedelbach - Rüsselsheim

Die Rüsselsheimer kamen immer mit höchstens 4 bis 5 Mann, aber mit 3 Flugzeugen. Da sie ihre Flugzeuge nicht wirtschaftlich nutzen konnten, schlugen wir einen Zusammenschluss vor, der für beide Partner von Nutzen sei. Gemeinsam besäßen wir einen Flugplatz, eine Winde und einen ganz tollen Flugzeugpark. Außerdem wollten sie auch unser Fluglehrer-Problem dadurch entkrampfen, dass zwei Mitglieder (Günter Zech und Albert Münzenberger) auf einen Fluglehrer-Lehrgang auf die Wasserkuppe gehen.

Nach längeren Verhandlungen, insbesondere über den Flugzeugpark, konnte die Fusion Riedelbach - Rüsselsheim vollzogen werden und der neue Verein übernahm den Namen

SPORTFLIEGERCLUB RIEDELBACH/TAUNUS e. V.

 

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